Kräuter im Garten
ERST DENKEN - DANN HANDELN
Bevor man einen Kräutergarten anlegt, sind einige Überlegungen anzustellen; nicht nur an welcher Stelle man den Kräutergarten plazieren will, sondern eine Reihe von weiteren Kriterien sind zu bedenken.
Dazu sollen hier Anregungen gegeben werden.
Planung
Hat man beschlossen, im eigenen Garten Küchenkräuter anzubauen, sollte man
1. ausmessen, wieviel Quadratmeter zur Verfügung stehen,
2. eine Liste anlegen, welche Kräuter man haben möchte,
3. eine Zeichnung anfertigen, in die man die Pflanzen einträgt.
Dabei ist zu berücksichtigen:
welche Abstände die einzelnen Pflanzen benötigen, welche Höhe sie erreichen, ob sie volle Sonne, Halb- oder Schatten brauchen.
Weiter ist zu bedenken:
manche Arten sind einjährig, andere zweijährig und weitere sind ausdauernd.
Es ist zweckmäßig, die Fläche so aufzuteilen, daß die mehrjährigen Pflanzen mehr im Hintergrund, die zweijährigen in einer Gruppe und die einjährigen auf einer vorderen Fläche stehen.
Während man bei den einjährigen jährlich den Standort wechselt - jede Art beansprucht den Boden in anderer Weise - müssen die mehrjährigen nur alle 5 - 6 Jahre umgepflanzt werden.
Selbstverständlich muß es nicht unbedingt ein Kräutergarten sein: man kann Kräuter auch im Garten verteilen:
Schnittlauch oder Knoblauch neben Rosen gepflanzt, verhindert Befall mit Sternrußtau bei den Rosen,
Kamille beeinflußt das Wachstum junger, langsam wachsender Pflanzen.
Liebstöckel, Beifuß und Angelika sind hochwachsende Pflanzen, die an jeder Stelle im Garten eine gute und dekorative Figur machen.
Ringelblume und Kapuzinerkresse sind prächtige bunte Blumen, sie können also an jeder Stelle im Garten stehen. Auch die Blüten des Majoran (gelb), Salbei (blau), Melisse (weiß) sind so blumenähnlich, daß sie in anderen Beeten nicht stören.
Saat- und Pflanzgut
Alte Bauernregel: Wie die Saat, so die Ernte.
An die Samen oder Pflanzen soll man hohe Ansprüche stellen, wenn man aromareiche, stark wachsende und gesunde Pflanzen ernten möchte.
Kauft man Samen im Supermarkt einer unbekannten Marke, sollte man sich nicht wundern, wenn das schöne Bild auf der Verpackung ein Traum bleibt.
Kauft man beim Fachhandel, hat man auch die Möglichkeit, sich beraten zu lassen und Ratschläge zu holen.
Bei den "Einzelbeschreibungen" finden sich außerdem unter "Aussehen" Hinweise, welche Sorten vom Bundessortenamt geprüft worden sind; hier kann man sortentypische, gesunde Pflanzen mit einem hohen Aromagehalt erwarten.
Bei der Aussaat gilt die Faustregel: die Saattiefe soll das 3 - 5fache der Länge des Samenkornes entsprechen - abgesehen von den Lichtkeimern, die ausgeworfen und nur leicht angedrückt werden.
In den "Einzelbeschreibungen" -"Anbau in Garten/Haus" sind Hinweise über die Saattiefe gegeben worden.
Der Anfänger oder derjenige, der nur wenige Pflanzen ziehen möchte, erleichert sich die Aufzucht, indem er von einer Gärtnerei Jungpflanzen kauft. Dort kann man meist die Töpfe aus einer größeren Anzahl aussuchen und sich manchen Rat holen.
Die in den Supermärkten angebotenen Töpfchen kommen meist aus Gewächshäusern und sind sehr preiswert. Eigentlich zum sofortigen Verzehr bestimmt (und wegen schnellen Wachstums nur wenig mit Aroma gesegnet) sind sie zum Auspflanzen nur bedingt geeignet; Petersilie oder Schnittlauch können gewiß im Garten ausgepflanzt werden.
In England heißt es:
"One for the rook, one for the crow,
One to die and one to grow."
Ein Samenkorn für den Raben und eins für die Krähe,
eines, das eingeht, und eines das wächst.
Noch zwei Anmerkungen:
Kräuter niemals an dieselbe Stelle säen.
Bei langsam keimenden Arten sät man als Markiersaat (die schnellwachsenden) Radieschen oder Salat; dann erkennt man, wo man hacken darf.
Standort
Je nach Herkunft der Pflanzen gedeihen sie unter verschiedenen Voraussetzunngen.
Die aus dem Mittelmeergebieten kommenden Kräuter verlangen volle Sonnenbestahlung, z. T. sogar an einer windgeschützten Stelle (Rosmarin, Lavendel, Basilikum, Thymian, Majoran, Oregano, Portulak u. a.),
während die heimischen robusten Kälte, Schatten oder Feuchtigkeit vertragen (Petersilie, Schnittlauch, Brennessel, Löwenzahn, Brunnenkresse);
wieder andere vertragen kaum direkte Sonnenstrahlen und wachsen gern im Schatten (Kerbel, Sauerampfer, Waldmeister).
Bei den "Einzelbeschreibungen" "Anbau in Garten/Haus" sind Angaben hierzu gemacht.
Eine letzte Bemerkung: in Gegenden mit hoher Luftverschmutzung und an vielbefahrenen Straßen sollte man keine Kräuter anbauen.
Boden
Die Beschaffenheit des Bodens ist von großer Wichtigkeit.
Im Abstand von einigen Jahren sollte der Boden von Fachleuten analysiert werden, um Anweisungen für die Verbesserung zu erhalten.
Wo man solche Analysen anfertigen lassen kann, sagen die Gärtnereien, die Samenhandlungen, die Gartenämter der Gemeinde- und Stadtverwaltungen; auch die "Stiftung Warentest, Bodenanalyse" (10773 Berlin) nimmt Bodenanalysen vor und bestimmt den Säuregehalt (pH-Wert); er soll zwischen 5,0 und 7,5 liegen.
Im Übrigen gilt:
der Boden muß feinkrumig sein, sonst können die Samen nicht keimen, also müssen größere Brocken zerkleinert und verkrustete Oberflächen aufgerauht werden; auch darf der Boden nicht völlig ausgetrocknet sein - schon vor dem Samen sollte man die Saatfläche anfeuchten und nach dem Säen begießen.
Pflege
Boden:
Daß der Boden im Herbst und/oder im Frühjahr umgegegraben und von Unkräutern gereinigt werden muß, ist wohl auch dem Gartenneuling klar. Dabei wird der Boden gedüngt - ein kompliziertes Kapitel, denn die Düngung ist von der Bodenbeschaffenheit abhängig. Die Anweisung ergibt sich also aus der Bodenanalyse. Stallmist, Kalium, Magnesium, Stickstoff, Kalk, Knochenmehl, Kompost und Hornspäne, es gibt eine lange Liste der Düngemittel, bei denen gilt, daß viel leicht zuviel sein kann.
Pflanzen:
Ist der Samen aufgelaufen oder sind die Jungpflanzen pikiert muß darauf geachtet werden, daß
- die Pflanzen nicht dem Frost ausgesetzt sind; das erreicht man durch Abdecken mit Mulch, Vlies (17g/m²) oder gelöcherte Plastikbahnen; bei einzelnen Pflanzen schützt auch ein übergestülpter Blumentopf vor fallendem Bodenfrost; übrigens halten diese Abdeckungen auch Wärme im Boden;
- ausreichend und gleichmäßig Feuchtigkeit vorhanden ist; auch hier ist - besonders im Anfangswachstum - Mulch, Vlies oder Plastikhaut nützlich;
- die Bodenoberfläche darf nicht verkrusten oder verhärten, denn dann können die Pflanzen nicht atmen und beim Gießen dringt das Wasser nicht in den Boden ein, sondern läuft ab. Es muß also regelmäßig die Oberfläche durch Hacken flach aufgerissen werden, damit die Wurzeln nicht beschädigt werden;
- außerdem muß der Boden von Unkraut freigehalten werden; das geschieht durch Hacken oder (schonender) durch Jäten mit der Hand, kann aber prophylaktisch durch Abdecken mit Vlies oder dunklen Plastikplanen verhindert werden.
Weitere Pflegemaßnahmen sind
- Düngungen,
- das Ausdünnen zu eng wachsender Pflanzen,
- Abknipsen von Blüten (z. B. Basilikum), um den Blattwuchs zu fördern;
- Zurückschneiden von Ästen, um zu neuem Treiben anzuregen.
Dazu sind in den "Einzelbeschreibungen" "Anbau in Garten/Haus" unter "Pflege" Hinweise gegeben.